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Massenmedien und Politik

Thesenpapier von Ralf Geißler (Universität Leipzig)

Die Fabel von der Magd und von der Vierten Gewalt

Erste These: Medien sind die Magd der Politik

Parteipolitiker bilden politische Agenda, die sie an die Medien nach unten weitergeben. Diese vermitteln die Agenda an das Publikum. Parteipolitiker beeinflussen die reale Welt, nehmen Rückmeldungen auf und formen daraus die politische Tagesordnung.

Instrumentalisierungsthese: Medien sind in Abhängigkeit zur Politik geraten.

Zweite These: Medien sind die Vierte Gewalt

Medien bestimmen die politische Agenda gegenüber Politikern nach oben und gegenüber Publikum nach unten.

Dependenzthese: Politik ist in die Abhängigkeit der Massenmedien geraten.

Dritte These: Biotop-Modell von Ulrich von Alemann

Politiker und Journalisten stehen in symbiotischer Beziehung zueinander. Sie haben eine Art Tauschverhältnis mit wechselseitiger Abhängigkeit. Beide verfolgen das gemeinsame Ziel der Aufrechterhaltung von politischer Kommunikation. Symbolisch steht für dieses Biotop zwischen Politikern und Journalisten das "Raumschiff Bonn".

 

Modell der Nischenfreiheit von Anton Pelinka

Politik findet auf einen Markplatz statt. Politik ist machtlos. Sie reagiert nur auf den Zeitgeist. Medien transportieren den Zeitgeist zu den Politikern. Lediglich in Nischen (derzeit unbeachteten aber latent vorhandenen Themen) kann Politik marktunabhängig agieren. Mit Hilfe der Medien können die Nischen zu wichtigen Politikfeldern bzw. zum Zeitgeist werden.

Forschungsansätze

Funktionaler Ansatz: Blick ist auf Ziele oder Zwecke gerichtet, die in einem Systemganzen durch Massenkommunikation erreicht werden können.

Kausaler Ansatz: Blick ist auf Massenmedien selbst gerichtet, sie unterliegen einer Erzeugungs- bzw. Ursachenvermutung, die nicht zwingend das Systemganze in den Blick nimmt. Beide Ansätze gehen von einer antagonistischen Sicht der Beziehung zwischen Massenkommunikation und Politik aus. Aber Massenmedien agieren keineswegs einheitlich. Sie haben verschiedene redaktionelle Konzepte, Verpflichtungen, politische Richtungen.

Nach Winfried Schulz handelt es sich nicht um Wettbewerb zwischen zwei Systemen sondern um Wettbewerb zwischen einzelnen Medien und verschiedenen Strukturen des politischen Systems. Die Ausübung von Herrschaft wird von einigen Massenmedien begünstigt, von anderen erschwert.

Literatur:

Alemann, Ulrich von: Parteien und Medien; in: Gabriel / Niedermayer / Stöss (Hrsg.): Parteiendemokratie in Deutschland; Opladen 1997; S. 478-494

Schulz, Winfried: Politische Kommunikation. Theoretische Ansätze und Ergebnisse empirischer Forschung; Opladen 1997; S. 11-46

Pelinka, Anton: Mächtige Medien – ohnmächtige Politik? in: Publizistik 1993; S. 305-310